Ausstellungshalle 1A

Ausstellung mit Ralf Kirchner, 2011

Die Nymphe aus dem Teesieb

Presseartikel von Christoph Schütte, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9. März 2011 (Download als PDF)

„Der Mensch, der Diener und Ausleger der Natur, wirkt und weiß so viel, als er von der Ordnung der Natur durch Versuche oder durch Beobachtung bemerkt hat; weiter weiß und vermag er nichts.“

Eckhard Gehrmann, so sieht es jedenfalls aus, hat das Werk Francis Bacons wohl gelesen. Nicht dass den 1957 geborenen Künstler, dessen aktuelle Arbeiten derzeit in der Frankfurter Ausstellungshalle (Schulstraße 1A) zu sehen sind, ein im engeren Sinne wissenschaftliches Interesse leitete oder er gar vor den tieferen Geheimnissen der Schöpfung kapitulieren müsste, im Gegenteil.

Bacons „weiter weiß und vermag er nichts“ heißt bei ihm denn auch weniger Beschränkung der Erkenntnis noch mythische Verklärung, als sich auf das zu konzentrieren, was er mit den Mitteln der Malerei zu vergegenwärtigen vermag. Denn was anders wäre das Wesen aller Kunst? Künstlerische Haltung verbindet ihn womöglich mehr noch als die Vorliebe für erdige Töne, die Konzentration auf den Ausschnitt auch — auf Wurzelwerk und Unterholz, auf Durchblicke durchs Geäst, auf Moos und Gras und Tümpel — mit seinem einstigen Lehrer an der Städelschule, Per Kirkeby.

Wie für den dänischen Maler ist ihm das Arbeiten vor der Natur, vor allem für seine Kreidezeichnungen, nicht nur Bedürfnis, sondern künstlerische Notwendigkeit. Dabei geht es ihm weniger um die konkrete Erscheinung als vielmehr um Strukturen, Schichten, Wesenhaftigkeiten der Natur womöglich, die sich formal stets im malerischen Prozess, in den zahlreichen Farbschichten, in den Verwerfungen und Farbgraten der energischen Spachtelzüge gespiegelt finden.

von Christoph Schütte

Ausstellungshalle 1A, Frankfurt am Main